Das Schwingen chemischer Keulen ist in unseren Haushalten zur Selbstverständlichkeit geworden. Das birgt Risiken für Umwelt und Gesundheit. Gut, dass es auch anders geht.
Unsere Haushalte sind veritable Chemie-Warenlager: Wasch- und Reinigungsmittel, Imprägnierungsmittel, Entkalker, Klebstoffe, Farben und Lacke, Holzschutz, Poolchemikalien … Vieles davon birgt Risiken: Die chemische Keule (Chlorbleiche, Abflussreiniger, Benzin etc.) sowieso, aber auch Sprays mit Nanopartikeln haben mögliche Nebenwirkungen, Duftstoffe ein Allergiepotenzial, Reinigungsmittel sind hautreizend. Immerhin: Auf ätzenden, brennbaren, umwelt- oder gesundheitsgefährdenden Inhalt muss per Gefahrenzeichen aufmerksam gemacht werden.
Sorgsamer Umgang ist alternativlos: von Kindern fernhalten, nie in ungesicherte, namenlose Behälter umfüllen, beim Gebrauch Schutzausrüstung verwenden und für gute Durchlüftung sorgen; leere Behälter zur Problemstoffsammelstelle bringen. Die Akutgefährdung sollte so minimiert sein, es gibt aber versteckte Gefahren und mögliche Schädigungen auch bei korrektem Gebrauch: Z. B. enthalten manche Schimmelentferner oder Abflussreiniger Natriumhypochlorit. In Kombination mit einem säurehaltigen (WC-)Reiniger verwendet, kann sich Chlorgas bilden – im Ersten Weltkrieg war das noch ein Kampfstoff. Desinfektionsmittel stören die natürliche Hautflora und können im Übermaß Allergien auslösen oder verstärken.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Und: Jeder Einsatz solcher Produkte trägt mehr Gift in die Mitwelt ein. Gut also, dass es für (fast) alles Alternativen gibt: So haben etwa Mikrofasertücher zusammen mit Wasser den gleichen Effekt wie der Einsatz von Putzchemie. Alles „Antibakterielle“, das „99,9 % aller Bakterien“ tötet, ist verzichtbar: Allzweck- und Seifenreiniger oder z. B. Haushaltsessig (saure Reiniger) leisten das auch. Und selbst wenn die Motten aus dem Lieblingssweater ein Netz-T-Shirt zu machen drohen, sollten Biozide die letzte Wahl sein: Es gibt giftfreie Klebefallen. Gegen Ameisen, Milben, Flöhe und dergleichen hilft oft schon Kieselgur, ein ungiftiges mineralisches Pulver.
Die beste Alternative ist freilich, von vorneherein wenig bis nichts zu brauchen: Ätherische Öle (z. B. sublimare Lavendel fein) halten die geflügelten Wollfresser von der eigenen Garderobe fern. Ein Sieb im Duschabfluss verhindert das Verstopfen und macht den Abflussreiniger unnötig; wöchentlich eine Tasse kochendes Salzwasser ebenfalls. Je heißer das Spülwasser, desto weniger Spülmittel wird benötigt. Den Klodeckel zu schließen, verringert die Verdunstung und damit die Kalkablagerung … Tipps wie diese gibt es zu Tausenden, und befolgt man sie konsequent, könnte „so wenig wie möglich“ gut und gerne bedeuten: nichts. Mutter Erde würde es begrüßen – und wir mit ihr.
VON HELMUTH SANTLER (www.textmaker.at)
Tipp: www.umweltberatung.at bietet reichlich Infomaterial für die ökologische Haushaltsführung, z. B. „Chemie im Haushalt“ (alle Publikationen als PDF gratis downloadbar).